Suche
Suche Menü

Zukunft des Flughafens sachlich prüfen

FÜR Paderborn zur möglichen Insolvenz des Flughafens Paderborn- Lippstadt


Ein Fass ohne Boden?

Covid-19 war nur der Auslöser für die jetzige Insolvenzgefahr, aber die strukturellen Probleme bestehen seit Jahren und können nicht dauerhaft durch öffentliche Zuschüsse in Millionenhöhe behoben werden.
In der Region Westfalen gibt es drei Flughäfen mit Paderborn/Lippstadt, Dortmund und Münster/Osnabrück, welche alle defizitär arbeiten und jedes Jahr durch öffentliche Verlustabdeckungen künstlich am Leben erhalten werden. Nimmt man den Flughafen Kassel-Calden hinzu, welcher ebenfalls beständig vom Land Hessen subventioniert wird, gibt es sogar noch einen vierten Flughafen im Umkreis von nur 100 km. Jeder Flughafen für sich wird als Prestigeobjekt für das nähere Umland betrachtet, wobei offensichtlich ist, dass hier schlicht Überkapazitäten bestehen und die gegenseitige Konkurrenz die jeweilige wirtschaftliche Notlage noch verschärft. Die Nachfrage am Flughafen Paderborn/Lippstadt: Von 2005 bis 2019 hat sich die Zahl der Passagiere nahezu halbiert. Zwar beteuert die Wirtschaft die Bedeutung des Flughafens für die Region und insbesondere die Anbindung zu den internationalen Drehkreuzen. Allerdings spricht die Realität eine andere Sprache: Die Verbindung zum größten international wichtigsten Drehkreuz nach Frankfurt wurde von der Lufthansa bereits vor der Corona-Pandemie wegen Unwirtschaftlichkeit gestrichen. Auch die Anbindung zu weiteren international bedeutsamen Zielen wie Zürich, London oder Wien konnte wirtschaftlich nicht aufrechterhalten werden. Da eine substantielle Beteiligung der Wirtschaft über feste Buchungskontingente nicht möglich erscheint und auch nicht gewollt ist, bleibt derzeit nur der Steuerzahler, um Ferienflieger und eine Verbindung für Geschäftsreisende nach München zu unterhalten. Was die zukünftige Entwicklung der Nachfrage seitens der Wirtschaft betrifft, ist coronabedingt sogar von einer weiteren Verschlechterung der Lage auszugehen: Viele Unternehmen haben in der Krise die digitale Zusammenarbeit gestärkt und festgestellt, dass für bestimmte Anlässe eine Dienstreise nicht unbedingt erforderlich ist. Zudem werden Flugreisen im Rahmen der Erreichung von Klimaschutzzielen zunehmend kritisch betrachtet. Die Anhebung der Luftverkehrsabgabe im jüngsten Klimapaket der Bundesregierung oder das angekündigte Verbot bestimmter Inlandsflüge in Frankreich weisen hier den Weg.
Angesichts der gewaltigen finanziellen Belastungen, die auf den Kreis und die Stadt Paderborn zukommen, ist eine ergebnisoffene Diskussion zum Erhalt des Flughafens notwendig. Jeglichen Beteuerungen zum Trotz hat sich der Flughafen in den letzten Jahren de facto zum Fass ohne Boden für den Steuerzahler entwickelt. Eine Redimensionierung des Flughafens ist nur zielführend, wenn dieser auch in einem zukünftig schwierigen Marktumfeld überlebensfähig ist und ohne Millionenzuschüsse der öffentlichen Hand auskommt. Das jetzt vorgestellte Sanierungskonzept sieht wieder eine Verlustabdeckung in Höhe von 2,5 Mio. Euro pro Jahr durch die Gesellschafter vor. Ist eine solche Redimensionierung nicht möglich, sollte auch die Möglichkeit einer Fusion mit den anderen dahinsiechenden Flughäfen in Westfalen erörtert werden. Ein starker Flughafen mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen ist besser als vier Flughäfen im dauerhaften Krisenmodus. Zeitgleich sollte es schon jetzt das Ziel von Stadt und Kreis Paderborn sein, wegfallende Mobilitätsmöglichkeiten am Flughafen durch eine bessere Anbindung Paderborns an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn zu kompensieren. Hier gibt es aus Sicht der Bürger der Stadt und des Kreises Paderborn eine Menge Luft nach oben.

Bei Rückfragen:
Rainer Lummer